Lang war der Weg, schön war das Ziel.
Alles begann am Donnerstagmittag, 11 Uhr Abfahrt. Der eine kam aus der Uni, der andere krabbelte gerade aus seinem Bett, doch eins hatten wir alle gemeinsam: die Vorfreude auf eine sehr schöne Aktivenfahrt!
Da viele Bundesbrüder von der langen Fahrzeit abgeschreckt worden waren, fuhren wir nur mit einem Neunsitzerbus. Auch unser geliebter Festwart konnte aufgrund einer äußerst tragischen Gelenksverstauchung, die er sich beim Fußballspielen zugezogen hatte, leider nicht mitkommen.
Wegen des frei gewordenen Platzes kümmerte man sich schnell um Ersatz, sodass ein Hausgast, welcher auch ein Freund von ein paar Bundesbrüdern ist, sich spontan innerhalb von 10 Minuten dazu überreden ließ mitzufahren. Er wurde ab diesem Zeitpunkt nur noch liebevoll Lorenzo genannt.
Als wir nun das Abenteuer starteten, war die Stimmung ab der ersten Sekunde auf dem Höhepunkt.
Mit dem Song „Bella Napoli“ haben wir bereits auf der Autobahnauffahrt unser Ziel Mailand herbeigesungen.
Da das eine oder andere Kaltgetränk getrunken wurde, war die Fahrt auch davon geprägt, wie oft wir ab ca. Stunde drei eine Raststätte ansteuern mussten.
Nach ungefähr vier Stunden hatten wir unsere erste Landesgrenze erreicht: die Schweiz.
Nach etlichen Raststätten und sich wiederholender Musik, aufgrund des Datenroamings, hatten wir endlich die Schweiz durchquert und fuhren in unser Zielgebiet Italien ein.
Als wir dann nach ungefähr zehn Stunden Fahrt an unserem „Hotel“ angekommen waren, konnten Freude und Hunger kaum größer sein. Deshalb machten sich fast alle Bundesbrüder auf und suchten das erste kulinarische Erlebnis.
Wie sollte es auch anders sein, lief es schließlich auf Pizza hinaus, jedoch nicht gewöhnlich, denn dafür war der Hunger viel zu groß, sondern All-you-can-eat-Pizza.
Zu unserem Erstaunen war diese sehr lecker und wir bekamen sogar süße Pizza mit Pistazien und Nutella.
Gerädert von der langen Fahrt und befriedigend gesättigt, fielen wir alle ins Bett und schliefen direkt ein.
Am Samstagmorgen um 9 Uhr weckte uns die südländische Sonne durch unser halb abschließbares Motel-Fenster. Als Erstes auf dem Plan stand das Frühstück.
Doch da stellte sich uns die Frage: Was frühstückt man denn eigentlich in Italien?
Da wir uns nicht sicher waren, setzten wir uns in die „Toasteria“, die Toasts in verschiedensten Varianten anbot. Trotz der gut schmeckenden Toasts und der herausragenden Aperols und Kaffees waren wir etwas enttäuscht, da sich herausstellte, dass das Original, das die Locals bevorzugten, einfach nur ein Lokal weiter gewesen wäre.
Den Tag über klapperten wir alle typischen Sehenswürdigkeiten in Mailand ab: den Mailänder Dom, das Sforza-Schloss, die Basilica Sant’Ambrogio und auch wahrscheinlich den berühmtesten Ort Mailands, die Galleria Vittorio Emanuele II. Dort kamen ein paar Bundesbrüder einer lustigen Tradition nach.
Gehört hatten wir davon schon einmal, als wir dann aber die Menschentraube sahen, waren wir uns sicher, dass es das ist, was wir uns dachten. Den Boden in dem Kaufhaus ziert ein schönes Mosaik, wobei auch an einer Stelle ein Bulle mit entsprechenden Genitalien dargestellt ist. Laut alter Weisheit soll es Glück bringen, sich auf den Hoden jenes Stieres mit der Ferse drei Mal zu drehen. Die Mutigen unter uns konnten nicht widerstehen und folgten den uralten Traditionen.
Nachmittags gingen wir in das Leonardo da Vinci Museum of Science and Technology. Dieses hatte viel mehr zu bieten als nur historische Technologie. Von Katamaranen über Dampfloks bis hin zu Raumfahrtraketen war dort alles Technische ausgestellt. Tagsüber, mitten in Mailand, sprach uns dann ein junger Herr an: „Entschuldigen Sie, sind Sie Verbindungsstudenten aus Deutschland?“ Kurz kamen wir ins Gespräch und es stellte sich heraus, er kennt ein paar Tullaner aus einer vorherigen Aktivenfahrt. Wir tauschten Nummern aus und gingen unseres Weges.
Nach unserem Abendessen, das auf der Speisekarte gut aussah, aber in Wirklichkeit nicht war und dazu auch noch teuer war, begaben sich die ersten Schwächlinge ins Bett. Als die Übriggebliebenen dann mit der Bahn in das Partyviertel Mailands fuhren, trafen wir den vorher getroffenen Korporierten und er führte uns in Mailands Barkultur ein. Als es dann später wurde und wir noch so richtig Party machen wollten, stellten wir fest, dass die Italiener bereits ab 4 Uhr alle Diskotheken schließen und wir somit gezwungen waren, den Abend gemütlich ausklingen zu lassen und unsere Betten aufzusuchen.
Als wir am Sonntagmorgen aufwachten, wussten wir noch nicht, was auf uns warten sollte. Wir standen alle früh auf, da der Tagesplan war, an den Comer See zu fahren. Aber als der erste zum Auto ging, hieß es nur noch: Scheiße.
Über Nacht wurde bei unserem Stadtmobil die vordere Fahrerscheibe eingeschlagen, was viele Telefonate, einige Polizeiwachenbesuche und vor allem viel Zeit fraß. Als unsere angehenden Ingenieure das kaputte Fenster fachmännisch mit einem Karton abdichteten, besorgten ein paar andere im Supermarkt noch schnell etwas zu frühstücken. Eigentlich wollten wir die ca. 100 km an den Comer See schon um 10 Uhr bestreiten, doch bis wir final losfahren konnten, war es bereits 15 Uhr.
Nichtsdestotrotz freuten wir uns, endlich am Comer See angekommen zu sein. Nach einem kleinen Aufstieg erreichten wir die Villa del Balbianello, die durch eine Star-Wars-Szene bekannt wurde, welche wir natürlich vor großem Publikum mit einer genauen Präzision nachstellten. Nach unserer Besichtigung des Schlosses fuhren wir noch zu einem Platz am See und genossen die letzten Sonnenstrahlen. Dort gingen wir noch etwas essen und flanierten durch die Stadt.
Glücklich und zufrieden kamen wir wieder in unserer Unterkunft an. Am Sonntag schließlich fuhren wir wieder zurück nach Karlsruhe und machten noch kurz bei der B! Teutonia Freiburg einen Zwischenstopp, kurz bevor wir erschöpft und überglücklich von der sehr schönen und gelungenen Aktivenfahrt zurückkamen.
Lukas Schunda Z!